4 Fragen an…

…..Till Mansmann, MdB (FDP), Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung

 

Dr. Annette Nietfeld: Herr Mansmann, Sie werden im Rahmen der Themensession von en2x die neue Nationale Wasserstoffstrategie vorstellen. Geben Sie uns doch einen Vorgeschmack. Wie wird die Nationale Wasserstoffstrategie überarbeitet?

Till Mansmann: Wir wollen Deutschland zur Wasserstoffrepublik machen. Die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie steht im Kontext der Zeitenwende und den damit verbundenen Herausforderungen wie beispielsweise der Energiesicherheit. Ziel der Fortschreibung ist es, den Handlungsrahmen für Innovationen und Investitionen für CO2-armen Wasserstoff weiter zu verbessern und auszubauen sowie prioritäre Maßnahmen darzustellen, die das Erreichen der Klimaschutzziele gewährleisten sollen. Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil. Dazu gehören die Anhebung der geplanten inländischen Wasserstofferzeugungskapazität bis 2030 – von fünf auf zehn Gigawatt – sowie der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur und die entsprechende Gestaltung rechtlicher Rahmenbedingungen. Zudem wird die Fortschreibung eine weiter ausgebaute und besser verzahnte Förderung für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft umfassen.

 Dr. Annette Nietfeld: Welche Halbwertzeit kann die überarbeitete Nationale Wasserstoffstrategie haben?

 Till Mansmann: Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist ein global sehr dynamisches Thema. Die Entwicklungen und festgelegten Ziele müssen daher kontinuierlich und systematisch beobachtet werden. So können wir rechtzeitig nachsteuern und die Maßnahmen auf neue Erfordernisse anpassen. Zu diesem Zweck hat die Bundesregierung mit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie auch einen fortlaufenden Monitoringprozess aufgesetzt. Das Monitoring wird auch nach der Fortschreibung kontinuierlich die Aktivitäten und ihre Wirkungen im Kontext der aktuellen Entwicklungen betrachten. Sollte es im Rahmen der Umsetzung Abweichungen von den Zielen geben, wird entsprechend nachgesteuert.

Dr. Annette Nietfeld: Wie kann sichergestellt werden, dass die verschiedenen Wasserstoffstrategien in Deutschland und Europa miteinander kompatibel sind?

 Till Mansmann: Der Schlüssel einer guten Zusammenarbeit ist immer ein reger Austausch und eine aktive Vernetzung. Auf EU-Ebene gibt es zu Wasserstoff verschiedene Formate, wie Wasserstoffnetzwerke oder die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff. Hier können sich sowohl Mitgliedsstaaten und Regionen als auch Verbände und Unternehmen für CO2-armen Wasserstoff einsetzen. Die EU hat sich außerdem eine eigene Wasserstoffstrategie erarbeitet, die den europäischen Ländern als übergeordneter Rahmen dienen kann. Ziel der europäischen Zusammenarbeit ist es, einen homogenen Wasserstoffmarkt in Europa aufzubauen. Hierbei gibt es Staaten, wie Deutschland, die ihren eigenen Wasserstoffbedarf nicht durch die inländische Erzeugung decken können – andere Staaten verstehen sich hingegen als Transitländer oder sind potentielle Exporteure. Wir brauchen daher schnellstmöglich eine Zertifizierung des Wasserstoffs, damit er europäisch und auch global gehandelt werden kann. 

Dr. Annette Nietfeld: Welche regulatorischen Änderungen sind noch erforderlich, um den Hochlauf des Wasserstoffmarkts ausreichend zu beschleunigen?

Till Mansmann: Die Definition des CO2-armen Wasserstoffs ist ein wichtiger Punkt. Ebenfalls brauchen wir ein Regelwerk zur Regulierung von Wasserstoffnetzen. Der von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf hierzu beinhaltet bisher strenge Entflechtungsvorgaben. Diese würden den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aus unserer Sicht hemmen. Bei der Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) in deutsches Recht müssen wir soweit möglich weiter vereinfachen. Ein weiterer Punkt sind die Genehmigungsverfahren für Elektrolyseure in Deutschland. Sie sind komplex und langwierig. Schließlich müssen wir einen möglichst wirtschaftlichen Einsatz von Elektrolyseuren ermöglichen, zum Beispiel mit Anreizen für die Nutzung von CO2-armen Wasserstoff. Denkbar sind zum Beispiel „Contracts for Differences“.

Dr. Annette Nietfeld: Herr Mansmann, ich bin auf Ihren Vortrag am ersten Tag unserer Konferenz von ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2023 am 28. Februar 2023 sehr gespannt. Vielen Dank für dieses Interview!

 

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Interview mit Till Mansmann, MdB (FDP), Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung
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