Interview mit Robert Schachtschneider

Zur Vorbereitung der ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2024 sprach Johann Terres mit Robert Schachtschneider, Bereichsleiter Energie und Klima in der Hauptstadtrepräsentanz der Schwarz Gruppe.

Zusammen verbrauchen wir viel Energie. Als Teil der Science Based Target Initiative setzen wir uns entsprechend ehrgeizige Ziele, um unsere betrieblichen CO2-Emissionen zu verringern. Bis zum Jahr 2030 wollen wir diese um 55 Prozent gegenüber 2019 reduzieren. Das Fundament hierfür ist die gemeinsam erarbeitete Klimastrategie der Unternehmen der Schwarz Gruppe. Im Fokus steht in erster Linie die Reduktion von CO2– und anderen Treibhausgasemissionen, indem wir unter anderem auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien setzen. So werden auf zahlreichen Dächern von Gebäuden der Unternehmen der Schwarz Gruppe auf einer Fläche von rund 2,4 Millionen Quadratmetern mit Photovoltaikanlagen knapp 300 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Das entspricht der Fläche von 342 Fußballfeldern. Darüber hinaus unterstützen wir die Verkehrswende mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Gruppenweit waren es zum Ende des Geschäftsjahres 2022 über 11.600 E-Ladepunkte an rund 3.570 Standorten. Zudem legen wir auch großen Wert auf eine klimafreundliche Bauweise von Filialen, Verwaltungsgebäuden und Logistikzentren.

Robert Schachtchneider: Beim Umbau der Infrastruktur schauen wir in erster Linie auf das Thema Versorgungssicherheit. Als Handelsgruppe sind wir auf funktionierende und verlässliche Lieferketten angewiesen. In gewisser Weise ist die verlässliche Versorgung der Filialen, Kühllager und Lebensmittelfabriken unserer Handelssparten mit Strom und Gas eine Lieferkette, deren Unterbrechung fatale Folgen haben kann. Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise in Deutschland haben gezeigt, wie verwundbar unsere Energieversorgung ist und wie wichtig und notwendig es ist, die Transformation der Infrastruktur endlich zu beschleunigen. Dabei müssen die Potenziale der Erneuerbaren gehoben, ans Netz angeschlossen und in einen Markt integriert werden, der steuerbare und gesicherte Leistung bereithält. Als Kunde der Netzbetreiber nehmen wir wahr, dass immer mehr Anfragen für Netzanschlüsse auf immer engere Kapazitäten treffen und die Bearbeitungszeiten teilweise sehr lange sind. Der notwendige Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für E-Autos an den Filialen oder für E-Lkw an den Verteilzentren kann nur gelingen, wenn das Netz der Nieder- und Mittelspannung die erforderlichen Kapazitäten bereithält. Wir gehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider davon aus, dass es aufgrund des verzögerten Netzausbaus und den damit verbundenen Netzengpässen eher zu weiteren Verzögerungen kommt.

Robert Schachtschneider: Um die Frage zu beantworten, möchte ich gern auf die eigentliche Herausforderung aufmerksam machen, die unsere Handelssparten als filialisiertes Unternehmen besonders trifft – regulatorische Flickenteppiche. Lidl und Kaufland sind mit knapp 4.000 Filialen in allen Ecken Deutschlands vertreten und damit mit unterschiedlichen Landesbauordnungen, PV-Pflichten, Genehmigungsverfahren und Auslegungen der technischen Netzanschlussbedingungen konfrontiert. Dies betrifft sowohl den Filialneubau als auch Bestandsfilialen, die Lidl und Kaufland mit PV-Anlagen und Ladesäulen nachrüsten wollen. Bei ungefähr der Hälfte unserer Projekte verzeichnen wir Verzögerungen, die wir selbst nicht beeinflussen können. Gründe dafür sind meist fehlende Kapazitäten in der Nieder- und Mittelspannung, aufwändige Genehmigungsprozesse, uneinheitliche Anschlussbedingungen, lange Lieferzeiten für Trafos und zu wenig oder fehlendes Personal. Netze sind das Rückgrat der Energiewende – bei der Ertüchtigung und beim Ausbau müssen wir schneller werden. Ein Schritt in die richtige Richtung wären zum Beispiel bundesweit einheitliche, digitale und verkürzte Netzanschlussverfahren.

Robert Schachtschneider: Die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele wird nur gelingen, wenn wir schneller werden. Prozesse müssen zügig vereinheitlicht, verschlankt und digitalisiert werden. Dokumentations- und Meldepflichten in einem Register oder wenigen Registern bündeln und darauf reduzieren, wo durch die erfassten Daten ein tatsächlicher Mehrwert für die Energiewende entsteht. Es ist wichtig, endlich die Knoten zu lösen. Die Bundesregierung hat in der Energiekrise bewiesen, wie schnell sie ins Handeln kommen kann. Diese Dynamik sollten wir nutzen und nach dem Motto „Wir öffnen Kasse 2 für Sie“ das Band ins Rollen bringen und loslegen.

Autor

Johann Terres

FSJ-Politik
+49 30 / 72 61 59 98 – 6
terres@zukunftsenergien.de

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